Alles unter einen Hut
Ich habe das Gefühl, wir sind permanent auf Sendung. Alles läuft gleichzeitig und im besten Fall reibungslos. Familie, Beruf, Haushalt, Freunde, Freizeit, Sport.
Bei den Babyboomern – zu denen ich ja gehöre – kommt noch ein neuer Aspekt dazu. Gerade eben haben wir erleichtert durchgeschnauft, weil die Kinder aus dem Haus sind und der Erziehungsauftrag „erfüllt“ ist. Die Rush-Hour des Lebens, wie es so schön heißt – die Zeit, in der die Karriereplanung läuft, wo die Kinder heranwachsen – ist vorbei. Geballt und komprimiert und dicht sind diese Jahre, in denen wir versuchen, alles unter „einen Hut“ zu bringen. Bei mir bedeutete das: Studium und Kinder kriegen gleichzeitig. Danach Start ins Berufsleben und gemeinsam mit meinem Mann unsere Familie managen. Dann der Wechsel in die Politik und zwischen Berlin und Wahlkreis pendeln. Der normale Familienalltag mit vier Kindern immer dabei. Wir haben das geschafft und das ist gut so. Schließlich haben wir uns für all das auch aktiv entschieden.
Und nun klopft für viele von uns etwas Neues an die Tür: bei den eigenen Eltern rückt eine Pflegebedürftigkeit in greifbare Nähe. Manchmal kommt sie ganz plötzlich und manchmal schleichend. Bei pflegebedürftigen Eltern wird uns die Entscheidung oft gar nicht gegeben. Und wie oft wurde in der Familie über diese Situation nicht geredet. Wurde diese Möglichkeit einfach ausgeblendet. Die Rush-Hour des Lebens geht für viele hier in die Verlängerung. Und weiter heißt es, alles unter einen Hut zu bringen. Wir sind hier als Gesellschaft aufgefordert hinzuschauen. Zu unterstützen. Und auch unsere Arbeitswelt neu zu definieren. Homeoffice, Pflegezeit Plus, Sabbaticals und neue Arbeitszeitmodelle müssen diskutiert werden – dies ist das Ziel der Grünen Zeitpolitik.
Wie ist das bei Ihnen – was bekommen Sie alles „unter einen Hut“?
Ihre
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