Pflege mit anderen Augen sehen
Mal in eine andere Rolle schlüpfen. Mal die Perspektive wechseln.
Das ist spannend und das reizt mich. Schon als Kind hab ich das gemacht. Sich in andere Personen oder Persönlichkeiten reinspüren, ihre Lebenswelt „erleben“ – das macht die Tür auf für Neues, für Unbekanntes. Auch heute mag ich diesen Perspektivwechsel.
Regelmäßig veranstaltet das Bayerische Sozialministerium die „Aktion Rollentausch“. Und es findet im wahrsten Sinne des Wortes ein Rollentausch statt. Raus aus dem Bundestag, rein in die Altenpflege. Ich verlasse bei dieser Aktion meine Komfortzone – den Bereich, wo ich mich auskenne, wo ich sicher bin – wo mir keiner was vormacht. Ich gehe rein in eine ganz andere Welt: ich gehe in ein Pflegeheim und arbeite eine Schicht mit. Ich stehe früh um 6 Uhr mit den Pflegekräften in der Küche und bereite Frühstück vor, ich helfe beim Frühstück verteilen oder beim Frühstück anreichen. Ich mache die Morgenrunde beim Wecken und bei der morgendlichen Körperpflege mit. Ich gehe in Zimmer, die nach schläfrigem, warmen Mensch riechen. Das ist komisch, denn es sind für mich fremde Menschen. Und ich betrete ihren ganz persönlichen Raum. Das fühlt sich merkwürdig an. Und ist dann doch irgendwie ganz normal.
Eine Schicht im Pflegeheim ist lang und ich weiß, wie anstrengend sie auch sein kann. Ich bin dankbar dafür, dass ich diesen Einblick haben darf, dass die Pflegekräfte mich beim Rollentausch unter ihre Fittiche nehmen. Pflegekräfte sind etwas ganz Besonderes. Und sie machen auch eine ganz besondere Arbeit. Dass sie verlässlich und verantwortungsvoll sind, das erlebe ich an diesen Tagen. Ich erlebe, wie positiv zupackend sie sind. Wie viel sie von den Menschen wissen. Dieser Rollentausch zeigt mir die praktische Seite meiner politischen Arbeit. Und wofür ich im Bundestag arbeite.
Wir alle sollten viel häufiger mal die Perspektive wechseln.
Ihre
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Elisabeth Scharfenberg
12. April 2016 at 7:10Liebe Frau Kühnle,
mir ging es auch schon in meiner Arbeit als Sozialarbeiterin so – weg vom Schreibtisch und rein ins Leben :)))
Herzliche Grüße!
Edith Kühnle
11. April 2016 at 14:57Als ich vor 10 Jahren als Soziologin angefangen habe in unserem Fachseminar für Altenpflege zu Themen der Sozialen Gerontologie zu unterrichten, merkte ich schnell, dass das ohne Praxis nicht geht. Ich habe dann mit einem Wochen-Praktikum angefangen – wie Sie….aufstehen, waschen, Essenanreichen und vor allem reden – und hab dabei mehr gelernt, als in 10 Fachbüchern. Die Bewohner/innen haben mir gezeigt, was für sie wichtig und richtig ist und die Pflegekräfte haben mich an ihrem Berufsalltag teilnehmen lassen, an schweren aber auch an sehr schönen Momenten. Jede/r, der/die politische Entscheidungen für die Altenpflege zu treffen hat, sollte es machen wie Sie! Find ich toll! Und ich denke, es würde Sinn machen, auch mal einen Tag einer Einrichtungsleitung über die Schultern zu schauen. Wenn Sie mal in Bonn sind – ich vermittle da gerne einen engagierten Kontakt. 🙂