Was heißt denn hier „behindert“?
Wir leben in einer perfektionistischen Gesellschaft. Makellos, schön und funktionstüchtig. So wollen wir diese Welt und so will diese Welt uns. Wir gehen davon aus, dass wir funktionieren müssen und es auch immer können. Es erscheint vielen von uns selbstverständlich, wie wir unseren Alltag bewältigen: Arbeiten, Haushalt machen, einkaufen, kochen, Familie versorgen – und das alles schnell und effizient. Wir haben jegliche Entscheidungsfreiheit: Die Welt steht uns offen, die Möglichkeiten erscheinen unbegrenzt.
Aber was ist, wenn wir nicht „funktionieren“? Tja, dann wird es eng. Dann schließen sich ganz schön schnell die Türen – oder öffnen sich erst gar nicht. Das erleben viele Menschen in unserer Gesellschaft. Vor allem behinderte Menschen. Menschen mit einem Handicap. Nämlich dann, wenn ihre Mobilität erschwert oder das Recht auf eigenständiges Wohnen abgesprochen wird. Wenn eine Berufsausbildung schier unmöglich scheint, wenn unsere Umgebung an allen Ecken und Enden Menschen mit Behinderung nicht berücksichtigt, geschweige denn unterstützt. Wenn nicht mit, sondern über sie gesprochen wird.
Und er stimmt der Satz aus der Community: Wir sind nicht behindert, nein, wir werden behindert! Ein Bekannter, der nach einem Unfall wochenlang mit Gipsbein im Rollstuhl saß, erzählte mir, dass dies ein enormes Aha-Erlebnis für ihn war. Er ist Leiter einer stationären Altenpflegeeinrichtung. Seit dieser Zeit, sagt er, kenne er jede noch so kleine Stufe und Hürde in seinem Heim. Die eigene Betroffenheit hat ihm die Augen geöffnet.
Ich wünsche mir, dass wir alle mit diesen offenen Augen durch die Welt gehen. Dass wir uns für Barrierefreiheit in unserer Umwelt, aber auch in den Köpfen einsetzen. Dass wir nicht behindern, sondern Barrieren beseitigen. Eine Gesellschaft ist für mich erst dann perfekt, wenn sie alle mitnimmt und jeder und jedem einen Raum zur persönlichen Entwicklung gibt.
Ich freue mich auf Ihre Gedanken dazu in den Kommentaren.
Ihre
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