Die Welt ist voller Lösungen!
Beim Aktivcamp Pflege am 27. Oktober treffen sich im betahaus in Berlin engagierte Menschen, die etwas in der Pflege verändern wollen. Viele von ihnen haben ein Thema, das ihnen in der Pflege besonders am Herzen liegt und das sie beim Aktivcamp diskutieren und voranbringen werden. Ich freue mich sehr, dass einige von ihnen auf meinem Blog ihr Thema und ihren Grund vorstellen, am Aktivcamp teilzunehmen. Der heutige Gastbeitrag kommt von Andreas Klein von „Die Pflegeblogger“, der die Pflege neu gestalten will – und dies mit seinem ambulanten Pflegedienst CareTeam in der Praxis umsetzt.
Wer hätte das gedacht: Gegen Ende des Bundestagswahlkampfs 2017 kam auf einmal doch noch das Thema Pflege auf die Agenda, und praktisch alle Parteien beeilten sich, es sehr wichtig zu finden. Pflegenotstand und Pflegekräftemangel waren in aller Munde. Bei den meisten Vorschlägen ging es um mehr Geld für die Pflege. Und das ist natürlich erst einmal richtig. Und trotzdem so allein der falsche Ansatz.
Es geht nicht um Geld, sondern um die Menschen, die gepflegt werden und die, die pflegen.
Denn wie sieht es im Alltag aus? Einerseits findet sich der Irrglaube des permanent notwendigen wirtschaftlichen Wachstums, der sogar von Politik und Wirtschaft gebetsmühlenartig propagiert wird. Andererseits steht dem gegenüber, dass Kosten, insbesondere im sozialen Bereich, so niedrig wie möglich gehalten werden sollen. Pflege, als Geschäftsmodell mit gewinnorientierten und zunehmend auch börsennotierten Unternehmen, steht einem Sozialversicherungssystem gegenüber, welches sich in einer zunehmend älter werdenden Gesellschaft das Sparen auf die Fahnen geschrieben hat! Alleine dieser Konflikt kann nur auf Kosten der Menschen gehen, die sich innerhalb dieses Systems bewegen und die sich dem Diktat der Gewinnmaximierung unterordnen müssen. Der dadurch verursachte permanente und enorme Druck spiegelt sich in einer handgrifforientierten Pflege und Abrechnung wieder. Inhaltlich gleicht die Arbeit in der Alten- und Krankenpflege einer klassischen Akkordarbeit, so dass häufig jeder Sinn verloren geht. Es kann von daher gar nicht anders sein; dieser Druck muss viele Menschen in die innere Kündigung, in depressive Stimmung, in Krankheit und Burnout treiben, was sich ja leider auch in den aktuellen Statistiken widerspiegelt.
Natürlich leiden darunter nicht nur die, die sich am wenigsten wehren können, die hilfebedürftigen Menschen, sondern auch die Pflegekräfte, die in Scharen den Beruf verlassen. Von der Ausbeutung und Zerstörung unseres Planeten durch das allgegenwärtige Mehr Mehr Mehr in allen Bereichen der Wirtschaft einmal ganz zu Schweigen. Die Politik ist eindeutig überfordert, denn außer den immer gleichen vergeblichen Versuchen die Symptome zu bekämpfen geschieht nichts, was die Zustände in unserer Gesellschaft wirklich verändert.
Wir machen Pflege wieder zum sinnstiftenden Beruf.
Ein „weiter so“ kann es also nicht geben, denn genau diese Art mit den Problemen umzugehen, hat zu dem Ergebnis geführt, was wir heute alle sehen können und unter dem so viele Menschen zu leiden haben.
Wir alle haben aber auch eine gesellschaftliche Verantwortung, nämlich den Wandel zu einer lebensbejahenden und nicht lebenszerstörenden Wirtschaft zu schaffen. Die Zukunft kann deshalb nur sein, dass die Wirtschaft und entsprechend die Unternehmen den Menschen (dem Leben) dienen und nicht umgekehrt. Für uns bei CareTeam heißt das, Verantwortung zu übernehmen und selbst die Initiative zu ergreifen und unserem Pflegeberuf eine Perspektive zu geben.
Mit unserem ambulanten Pflegedienst CareTeam sind wir bereits mitten drin im Prozess. Gemeinsam mit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern haben wir neue Formen der Arbeit und Zusammenarbeit und auch der Entlohnung entwickelt. Durch andere Unternehmen inspiriert, die mittlerweile weltweit zu finden sind, stellen wir die Natur des Menschen in den Mittelpunkt: Wir haben dabei die tiefe Überzeugung, dass man jedem Menschen uneingeschränkt vertrauen kann, solange, bis er das Gegenteil beweist. Als Menschen suchen wir Sinn in dem, was wir tun. Sinn schafft Zufriedenheit, Zufriedenheit drückt sich in besserer Arbeit aus – und das ist auch gut für die hilfebedürftigen Menschen, die Pflegeunternehmen und letztlich für die Gesellschaft.
Arbeit auf Augenhöhe statt klassische Hierarchie
Unser Weg bei CareTeam: Abschaffung der klassischen Hierarchie mit umfangreichen Entscheidungsfreiheiten für die Pflegenden, die in einem Team auf Augenhöhe gemeinschaftlich zusammenarbeiten, nachbarschaftliche Verankerung der Pflegeteams, ganzheitliche Pflege und Betreuung, aktive Unterstützung der Klienten dabei, ihre sozialen Netzwerke wiederaufzubauen und zu pflegen, Selbständigkeit zu erhalten oder so weit wie möglich wieder zurückzugewinnen. Weg von der Stoppuhr hin zum Menschen.
Wir nennen das eine Pflege, die Menschen verbindet. Genau dafür engagieren sich bei CareTeam bereits jetzt schon viele tolle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – und auch ehrenamtliche Unterstützer – und es kommen immer mehr dazu. Wir sind dabei, schrittweise weitere, in den jeweiligen Stadtteilen und Wohnquartieren verankerte Pflegeteams aufzubauen. Und bieten dafür Pflegekräften, die neben guten Konditionen endlich wieder mehr Sinn und Zufriedenheit in der Pflege suchen und die etwas verändern wollen, sehr gern die Chance bei CareTeam mitzuarbeiten.
In der Pflege geht was und es wird viel besser werden, wenn sie dem einzelnen Menschen dient und nicht einem Pflegesystem. Hier sind alle eingeladen mit anzupacken und an den Veränderungen mitzuwirken! Im Pflegeberuf oder als Mitdenker, Impulsgeber, Diskussionspartner und Unterstützer.
Weitere Informationen finden sich in unserem Facebook-Blog https://www.facebook.com/DiePflegeblogger/ und unter www.die-pflegeblogger.de
Sie sind interessiert an diesem Thema und möchten mitdiskutieren? Oder Sie haben ein anderes Thema, das Sie voranbringen wollen? Dann melden Sie sich an für das Aktivcamp Pflege am 27. Oktober 2017 in Berlin. Es sind noch Plätze frei!
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