„Wir dürfen nicht mehr wegschauen“ – Interview mit Claus Fussek

Claus Fussek

„Wir dürfen nicht mehr wegschauen“ – Interview mit Claus Fussek

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Mein heutiger Gesprächspartner ist Claus Fussek. Wer sich mit Pflege befasst, kennt seinen Namen. Er kämpft für menschenwürdige Pflege – verschafft dem Thema Sichtbarkeit in Talkshows, Veranstaltungen, der Presse und nicht zuletzt in seinen Büchern. Dabei findet er deutliche Worte für die seines Erachtens katastrophalen Zustände.

Ich kenne ihn schon lange und freue mich, dass er vor meiner letzten Veranstaltung Zeit hatte für ein Gespräch. Dabei ging es um das Schweigen der Pflegekräfte , absurde Pflegenoten, das kollektive Wegschauen der Gesellschaft, aber vor allem um die Frage: Was muss sich ändern und wer kann etwas ändern in der Pflege?

Schreiben Sie mir gerne Ihre persönliche Meinung dazu als Kommentar.

Mehr von Claus Fussek gibt es hier:

  • Claus Fussek, Gottlob Schober: Im Netz der Pflegemafia. Wie mit menschenunwürdiger Pflege Geschäfte gemacht werden. Nachwort von Dieter Hildebrandt. Bertelsmann, Gütersloh 2008,  ISBN 3-570-01009-0.
  • Claus Fussek, Sven Loerzer: Alt und abgeschoben. Der Pflegenotstand und die Würde des Menschen. Vorwort von Dieter Hildebrandt. Herder, Freiburg 2005, ISBN 3-451-28411-1.
  • Claus Fussek, Gottlob Schober : „Es ist genug!“ Auch alte Menschen haben Rechte. Knaur Verlag, München 2013. ISBN 978-3-426-78644-4.
4 Comments
  • Renate Ziegler

    30. November 2017 at 11:56 Antworten

    Das Interview ist schon ein Jahr her und ich möchte hier aber auch jetzt meinen Kommentar posten den ich auf Facebook damals gepostet habe:
    DANKE!!! Ich bin ganz berührt von diesem Interview und könnte noch sovieles anmerken, ergänzen und fragen, aus meiner Sicht als Heilpraktikerin und Pflegende Angehörige. Ich bin 52 und musste meinen Beruf aufgeben, hoffentlich nur unterbrechen, weil wir bis heute leider kein Heim in Hamburg gefunden haben, dem ich meine Mutter ohne grosse Bedenken anvertrauen kann. Herr Fussek benennt genau die Gründe dafür, nennt die Dinge beim Namen, die schließlich zur Folge haben, dass ich mein eigenes Leben sehr weitgehend aufgeben musste. Ein Heim ist schon deshalb keine Lösung, weil ich wie ein Wachhund auf meine Mutter aufpassen müsste, und ich trotz Bevollmächtigung sie nicht mehr behandeln könnte, wie ich es für richtig halte und wie sie es möchte. Und sie würde sich zu tode langweilen und unter diesen Umständen auch nicht mehr leben wollen. Wir haben mit Kurzeitpflege inzwischen 7 Heime ausprobiert.
    Als ich meine Praxis aufgrund der Pflegebedürftigkeit meiner Mutter aufgeben musste, war und bin ich bis heute der Willkür des Jobcenter ausgestzt und den rechtlichen Rahmenbedingungen, die mich als arbeitslos deklarieren, mich in eine Erwerbsarbeit zwingen wollen, weil meine Mutter „nur“ PS 2 hat und auch weil sie rine Tagespflege besucht. Dass sie auch noch blind geworden ist und dement und somit rund um die Uhr betreuungsbedürftig interessiert nicht. Selbst ohne Tagespflege müsste ich mich dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stellen, was völlig absurd ist.

    Hier klafft eine für mich unfassbare Gesetzeslücke, die schnellstens geschlossen werden sollte. Am besten jetzt im Rahmen der neuen Pflegegrade. Es geht um die Zumutbarkeitsregelungen einerseits, aber auch darum, dass ich keinerlei Unterstützung erhalte, in meinem Beruf als freiberufliche Heilpraktikerin soweit tätig zu sein, wie meine Kräfte und Zeit es erlauben. Im Gegenteil: es wird so getan als sei ich mit meiner Praxis gescheitert, und wenn ich mir ein Auto kaufen würde um Hausbesuche zu machen (mitlerweile bin ich auf Geriatrie und Demenz etc. spezialisiert), würden mir sofort alle Leistungen gestrichen. Selbständigkeit wird nicht gefördert. Das JC macht das Gegenteil von dem, was es soll: nämlich meine berufliche Existenz retten. Ich werde eigentlich gezwungen meine Mutter ins Heim zu geben.

    Ich bin aktives Mitglied im Verein WIR PFLEGEN und in der Initiative gegen Armut durch Pflege. Meine Mutter und ich sind Teil der NDR-Doku „Kostenfalle Pflege“ von 2014 (auf YouTube anzusehen). Mein Privat- und Berufsleben existieren praktisch nicht mehr, ich existiere noch aus Pflichtgefühl und meine Wut hält mich am Leben, immer am Rande des Nervenzusammenbruchs, denn ich stehe mitlerweile ganz alleine im Leben, besser gesagt im Kampf. Das JC hat viele Monate die Leistungen verweigert, ich wusste zeitweise nicht, wovon ich einkaufen sollte und meinen „Pflegehelfer“, unseren Stubentiger ernähren und Tierarztkosten bezahlen soll. ( er ist 17 und auch ein Pflegefall). Dadurch wurden auch die Beiträge für die PKV nicht bezahlt, in die ich zwangsweise zurück musste, und diese Schulden treiben mich jetzt in die Privatinsolvenz, wenn ich gegen das Jobcenter nicht meine 6 Klagen und Widersprüche gewinne und die Leistungen nachgezahlt werden.

    Überlebt habe ich nur durch das Pflegegeld meiner Mutter. Durch die Pflegereform 2015 und das Blindengeld, welches meine Mutter seit kurzem bekommt, geht es finanziell etwas besser. Aber es ist alles viel zuviel auf einmal, inzwischen bin ich auch selbst krank geworden und bräuchte dringend eine längere Auszeit. Aber das geht nicht. Der Kampf geht weiter.

    Ich danke ihnen für Ihren Einsatz. Ich bin eine grüne Stammwählerin, da aber die Grünen nur noch bedingt eine ökologische Partei sind und Hartz 4 „mitverbrochen“ haben und nichts dagegen tun, wähle ich jetzt mit Bauchschmerzen links. Sie würde ich allerding wählen und wünsche ihnen viel Erfolg.

  • Martina Bauer

    5. Februar 2017 at 17:14 Antworten

    Traurig, traurig, ich arbeite seit über 30 Jahren in der Pflege und hat sich was geändert??? Ja, zum Negativen.
    Ich habe in zig Heimen gearbeitet und jedesmal gedacht: NEE, NEIN, HILFE!!! Wie empfinden es erst die Bewohner, wenn es das Pflegepersonal eigentlich schon graust????
    Auch Claus Fussek hat nichts oder nicht viel geändert. Alle stellen sich taub! und wenn einer zuhört, dann „Jaja,“
    Tolle Reaktion!
    ICH MAG NICHT MEHR! Die letzten Jahre für nichts und wieder nichts abschuften? Ideale, die Illusionen sind??
    Das zermürbt, nervt. Frisst Kraft.
    Das Bild der Altenpfleger ist immer noch SCHEISSE! Azubis sind jung, kennen die Realität nicht. Ich enke, die wenigstens halten jahrelang durch!
    Und doch: die „Alten haben es doch verdient, noch ein paar schöne Jahre, Monate, Wochen, Tage zu haben“…..

  • Helga Künzel

    18. Dezember 2016 at 10:14 Antworten

    Vielen Dank an Elisabeth Scharfenberg für ihr langjähriges Engagement in Sachen Pflege. Leider ist dieses Thema anderen Politikern völlig egal. Ich habe als Angehörige eines schwer Pflegebedürftigen äußerst negative Erfahrungen sowohl mit einem Heim als auch mit einer Klinik gemacht.

  • Lothar J.Walter

    13. Dezember 2016 at 17:20 Antworten

    Super Beitrag. Bravo.

Kommentare