Und was machen Sie beruflich?
Ich bin mit Leib und Seele Politikerin. Mein politisches Fachgebiet ist mein Herzensthema. Die Pflegepolitik ist das Zukunftsthema für mich und betrifft so viele Menschen.
Aber es gibt auch diese Stunden oder Tage, an denen ich eben mal fernab der Politik unterwegs bin. So ganz privat. Das kann einfach beim Einkaufen, auf einer Geburtstagsfeier oder auch im Urlaub sein. Man unterhält sich mit anderen Gästen oder Urlaubern. Und irgendwann kommt sie dann, die unausweichliche Frage: „Und was machen Sie beruflich?“ In der Regel lass ich dann erst mal meinen Mann erzählen. Das stellt unser Gegenüber manchmal zufrieden. Wenn das nicht so ist, wenden sich die Blicke dann mir zu und die nächste Frage lautet: „Und Sie?“ Das ist dann der Moment, in dem sich schlagartig entscheiden kann, wie der Abend oder das Gespräch weiter gehen wird.
Ich verstehe, dass viele Menschen mit mir stellvertretend für „die Politik“, die oft nicht greifbar ist und von der sie sich nicht gehört fühlen, über das diskutieren wollen, was sie bewegt. Es gibt dabei wirklich schöne Gespräche, bei denen ein spannender Dialog entsteht, aus dem man bereichert hervorgeht. Wo ein wirkliches Interesse daran besteht, was ich „beruflich“ mache, wie wir im Bundestag arbeiten und welche politischen Ziele ich verfolge. Leider habe ich oft auch das Gegenteil erlebt. Dann finde ich mich in einer Schublade wieder. Dann geht es gar nicht mehr um meinem „Beruf“, sondern darum zu sagen, was man schon lange mal (zum Thema Politik allgemein) sagen wollte. Es ist findet kein Dialog mehr statt, sondern ein Monolog des Gegenübers. Ein schöner Abend kann da ganz schnell abdriften.
Auch ein Arzt möchte nicht jederzeit Diagnosen stellen.
Ich meine hier keine offiziellen Termine. Die gehören zu meinen Aufgaben. Da gehören genau diese Gespräche und Themen in den Mittelpunkt. Ich meine Freizeit, Feierabend, Privatheit. Denn es gibt ja neben meiner politischen Tätigkeit auch mich als Mensch. Mein Hausarzt erzählte mir einmal, dass ihn seine Patienten auch im Supermarkt nach Diagnosen zu ihren Symptomen fragen. Er hörte sich das an und forderte die Patienten dann höflich auf, doch bitte für einen genaueren Befund hier und jetzt den Oberkörper freizumachen. Er wird inzwischen nicht mehr außerhalb seiner Praxis angesprochen. Ihm geht es nämlich wie mir und vielen anderen Menschen auch, die in ihrer Freizeit keine Diagnosen für Mensch oder PC stellen wollen, keine rechtlichen, technischen und wahlweise politische Probleme mal eben lösen oder Terminabsprachen treffen wollen.
Ich finde, alles zu seiner Zeit und am geeigneten Ort. Darum sage ich oft: „Ich bin gelernte Sozialarbeiterin und arbeite mit den unterschiedlichsten Menschen im Pflegebereich…“ Das stimmt ja auch! Und dann kann Politik auch privat sein.
Und was machen Sie beruflich? Gelingt Ihnen die Abgrenzung zum Privaten?
Ihre
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